30.09.07

Swiss Connection - Wie alles begann

1. Wie alles begann.

Es war einmal ein Börsenspiel, das von ein paar Schülern gewonnen wurde. Durch diesen Erfolg aus der Bahn geworfen, beschlossen sie keine Ausbildung zu machen oder mühsam zu arbeiten, sondern gleich das ganz große Geld zu verdienen.

Nach ein paar erfolglosen Versuchen hatten sie den Bogen raus. Man nehme heiße Luft und verkaufe sie an Schnäppchenjäger.

Schnäppchenjäger sind clevere Leute, die kennen sogar das World Wide Web. Wozu für etwas bezahlen, das man im Internet gratis kriegt? Wozu ein Auto kaufen, wenn man es als Testfahrer umsonst erhält? Wozu selber Lotto spielen, wenn es todsichere Tippgemeinschaften gibt? Wozu einen teuren Urlaub buchen, wenn Hoteltester gesucht werden? Wozu überhaupt noch etwas kaufen, wenn man es als Gratisproben bekommt? Und die vielen, vielen Gewinnspiele. Klick dich reich.

Aber selber klicken ist mühsam. Wozu gibt es Eintragungsdienste? Die erledigen zuverlässig die Anmeldungen und schon steht das Auto vor der Tür, ist man Lottomillionär und der Postbote bringt den täglichen Einkauf als Gratisproben. Für ein paar Euro im Monat ist man dabei. Internet ist toll.

Auf der anderen Seite Goldgräberstimmung. Mit so vielen cleveren Schnäppchenjägern hat niemand gerechnet. Also müssen Firmen her. Jemand muss ja die Technik warten, den Papierkram machen, Geld zählen. Und Geld eintreiben. Schnell sind ein paar Kumpane gefunden, die säumige Zahler in die Zange nehmen.

Auch die Leistungen können sich sehen lassen. Da teilen sich anfangs tausende von Spielern einen einzigen Lottoschein. Wahnsinn. Aber es ist zu mühsam jede Woche einen auszufüllen. Das kann wegrationalisiert werden, merkt eh' keiner. Was ist mit den Gewinnen? Sorry, das waren Gewinnchancen. Keine Testwagen zu finden? Die Testfahrer taugen ohnehin nicht. Keine Reisen zum Testen? Dann tut's ein Gutschein. Auch keine Produktproben angekommen? Da muss man nachforschen. Am besten mit einem Forschungsinstitut für Produktproben.

Weil das Geschäftsmodell boomt, springen viele auf. Gier kennt keine Grenzen, nur kriminelle Energie. Mietbüros, Strohmänner, Scheinfirmen, Geldeintreiber, Schlägertrupps. Dann tauchen Beschwerden auf, die Presse, das Fernsehen.

Schließlich zerstreitet man sich heillos. Schnell noch ein paar Leute verprügeln, die Kasse plündern und nichts wie weg. Der eine, nennen wir ihn "Christian Langelüddeke", setzt sich nach Florida ab, um seiner Verhaftung zu entgehen. Der andere, nennen wir ihn "Faustus Eberle" verdünnisiert sich in die Schweiz. Vorläufig. Leider.

In der Schweiz findet Eberle schnell neue Freunde - die Familie de Soet - die wie er aus der Umgebung von Frankfurt stammt und ebenfalls in die Schweiz zog. (Ursprünglich stammen die Eberles aus Österreich¹: Allerheiligen im Mürztal. Und der de Soet'sche Namensgeber Paulus Willem de Soet kommt aus Noordwijk in Holland. Aber das ist lange her.)

Jedenfalls entwickelte sich zwischen den Schweizer Emigranten eine gedeihliche Zusammenarbeit, über die man sich auch heute noch freuen kann und die viele weitere Nachahmer in ihren Bann zog.

¹ Neuerdings tritt Faustus Eberle unter dem Namen seines Vaters auf und nennt sich Wilhelm (F.) Eberle², so z.B. bei seiner Firma Flowmex-Eberle. ² Die dort angegebenen Rufnummern sind von Rieta de Soet und der IBS Intelligent Business Solutions GmbH: Telefonbuch


Einige "historische" Links zum Thema: