30.08.09

Schweizer Behörden ermitteln gegen Adressbuch-Mafia

Die Luzerner Strafuntersuchungsbehörden haben turbulente Zeiten hinter sich: Nicht weniger als 13 Hausdurchsuchungen ordneten sie in Luzern, Zug, St. Gallen und den beiden Appenzell im Juni an, wie Mediensprecher Simon Kopp gegenüber dem TA bestätigt. Ganze Büros wurden leergeräumt, Server eingezogen, kistenweise Ordner eingesammelt. Neun Personen wurden vorübergehend verhaftet.

Preise im Kleingedruckten

Die Firmen Novachannel, Intercable, Ovag, Premium Recovery und Maiwolf Holding werden des Betrugs und des unlauteren Wettbewerbs im grossen Stil verdächtigt. Die einen versenden weltweit Formulare für Adressbuchverzeichnisse, die vorgeben, gratis zu sein – der Preis ist im Kleingedruckten gut versteckt, und der «Auftrag» wird mit verwirrenden Sätzen verschleiert. Dem TA liegen Dutzende solche Formularvarianten vor. Verschickt wurden sie nicht nur an Firmen, sondern auch an Kleingewerbler und gemeinnützige Institutionen. Beim Ausfüllen des Formulars werden langjährige Verträge über 1000 Franken pro Jahr abgeschlossen, und säumige «Kunden» werden mit eigenen international tätigen Inkassobüros massiv zum Zahlen gedrängt.

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Bereits 2005 führten die Beamten aufgrund einer Anzeige des Seco im Umfeld dieser Firmen erste Hausdurchsuchungen durch, 2006 wurden dann nochmals Akten beschlagnahmt. Das beeindruckte die Adressbuchschwindler nicht im Geringsten, sie machten weiter wie bisher; geführt wurde der Clan damals vom Hamburger Geschäftsmann Meinolf Lüdenbach.

Die Luzerner Beamten ziehen erst an einem kleinen Faden eines monströsen Firmenknäuels, das schwierig zu entwirren ist. In den über 25 Jahren seines Bestehens gehören oder gehörten weit über 80 Firmen entweder ganz direkt dazu oder dann zum Umfeld dieser Szene, wie Recherchen des TA zeigen. Von Thailand, Singapur bis hin zu Europa, von den USA über Mexiko bis nach Südafrika erstreckt sich das Netz. ...

Quelle und vollständiger Bericht: Basler Zeitung